Was bei Durchfall oder anderen Verdauungsproblemen an Untersuchungen sinnvoll ist.

Immer wieder stellt sich die Frage: Welche Untersuchungen sind bei Durchfall oder anderen Verdauungsproblemen sinnvoll – und was könnten mögliche Ursachen sein?

Die Ursachen für Verdauungsstörungen sind vielfältig – von Infektionen über Organstörungen bis hin zu chronisch-entzündlichen oder funktionellen Erkrankungen. Daher ist ein systematisches Vorgehen bei der Diagnostik wichtig. Ich empfehle folgende Untersuchungsschritte:

Untersuchung auf Parasiten und Einzeller

Gerade bei anhaltendem oder wiederkehrendem Durchfall sollte der Stuhl auf Parasiten und einzellige Erreger untersucht werden:

  • Giardien
  • Amöben
  • Kryptosporidien
  • Blastocystis hominis
  • Dientamoeba fragilis
  • Würmer (z. B. Spul-, Haken- oder Bandwürmer – eher bei Auslandsaufenthalten oder Risikogruppen)

Empfehlung: Eine Sammelkotprobe über 3 aufeinanderfolgende Tage erhöht die Nachweissicherheit. Viele Parasiten werden nicht kontinuierlich ausgeschieden, sondern nur phasenweise.

Untersuchung auf bakterielle Erreger

Folgende Bakterien können Auslöser akuter oder chronischer Durchfälle sein:

  • Campylobacter spp.
  • Salmonellen
  • Shigellen
  • Yersinien
  • Clostridioides difficile (inkl. Toxin-Nachweis)
  • Clostridium perfringens (inkl. Toxine)

Untersuchung auf virale Erreger

Vor allem bei Kindern, älteren oder immungeschwächten Menschen:

  • Norovirus
  • Rotavirus
  • Adenovirus
  • Enteroviren
  1. Organische Ursachen und funktionelle Störungen

Exokrine Pankreasinsuffizienz (EPI)

Das Pankreas produziert nicht mehr ausreichend Verdauungsenzyme. Mögliche Hinweise: Fettstuhl, Gewichtsverlust, Mangelerscheinungen.

  • Stuhluntersuchung auf elastase-1
  • ggf. Pankreasfunktionstest

Pankreatitis

  • Blutwerte: Lipase, Amylase, ggf. CRP
  • Ultraschall zur Abklärung

Dysbiose / Darmentzündung / Leaky-Gut-Syndrom

  • Mikrobiologische Stuhluntersuchung (z. B. über Enterosan Human, Medivere o. Ä.)
  • Marker wie:
    • PMN-Elastase, Lysozym
    • Zonulin, Alpha-1-Antitrypsin
    • Calprotectin (Entzündungsmarker)
    • sIgA (Immunsystem des Darms)

Gallensäureverlustsyndrom

  • Gallensäuren im Stuhl (z. B. erhöht bei chronisch-wässrigem Durchfall)
  • Gallensäuren im Blut (nüchtern)

CED – chronisch entzündliche Darmerkrankungen

Morbus Crohn und Colitis ulcerosa sind wichtige Differenzialdiagnosen bei chronischem Durchfall
Blut im Stuhl, Schleim, Schmerzen, Gewichtsverlust
Diagnostik: Calprotectin im Stuhl, CRP, Koloskopie mit Biopsie

Diabetes mellitus

  • Fructosamin oder HbA1c im Blut
  • Zuckerstoffwechselstörungen können den Darm direkt oder über Nervenschädigungen beeinflussen

Schilddrüsenerkrankungen

  • Hypothyreose kann zu träger Verdauung oder Durchfall führen
  • Werte: TSH, fT3, fT4, ggf. TPO-Antikörper

Nebennierenrindenunterfunktion (Addison-Krankheit)

  • Symptome: Durchfall, Salzverlust, Schwäche
  • Blutuntersuchung: Cortisol, ACTH, Elektrolyte (Na, K)
  • ggf. ACTH-Stimulationstest

Bildgebende Diagnostik

Zur Abklärung von:

  • Darmverschluss
  • Darminvagination
  • Polypen und Tumoren
  • Chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen
  • Gallenstau / Gallenblasenprobleme

Verfahren: Ultraschall, Koloskopie, CT, MRT

Weitere mögliche Ursachen

  • Lebensmittelunverträglichkeiten (z. B. Laktose, Fruktose, Sorbit)
  • Zöliakie
  • Reizdarmsyndrom (Ausschlussdiagnose)
  • Medikamente (z. B. Antibiotika, Magnesium, Chemotherapie)
  • Stress / psychische Belastung
  • Vergiftungen (z. B. durch verdorbene Lebensmittel, Schwermetalle)
  • Histaminintoleranz & Mastzellaktivierung (Diese wird oft übersehen, kann aber chronische Durchfälle verursachen – v. a. in Kombination mit weiteren Beschwerden (Haut, Herz, Kopf)

Konsistenz

Mögliche Ursachen

Wässrig
Gallensäureverlust, bakterielle Toxine, Parasiten (z. B. Giardien)

Blutig
bakterielle Infektion (z. B. Campylobacter, Shigellen), Entzündung, Tumoren

Schleimig
Reizdarm, Entzündung, Parasiten, Gallensäureverlust

Unverdaute Nahrungsreste
exokrine Pankreasinsuffizienz, Malabsorption

Wechsel zwischen normalem Stuhl und Durchfall
Reizdarm, Stress, funktionelle Beschwerden, Schilddrüsenerkrankung

 

Fazit:

Bei anhaltenden oder wiederkehrenden Verdauungsbeschwerden ist eine systematische Stuhldiagnostik in Kombination mit Blutwerten und ggf. bildgebenden Verfahren empfehlenswert. Nicht jeder Durchfall ist harmlos – eine genaue Abklärung kann helfen, die passende Therapie einzuleiten und Folgeerkrankungen zu vermeiden.